Wüstung Friederikenkrug

(HB) Der Friederikenkrug stand an der alten Landstraße nach Kratzeburg zwischen Babker bzw. Rackwitz-See und Großem Bodensee. Er wurde mit der Einrichtung einer Poststrecke nach Kratzeburg als Pferdewechsel und Ausspanne eingerichtet.
Die gleichzeitig eröffnete Schenke hatte im Volksmund keinen guten Ruf, das Essen soll von bescheidener Qualität gewesen sein.
Der Name Friederikenkrug geht wie auch der des nahe liegenden Ortes Adamsdorf auf den Grafen Heinrich Leopold August von Blumenthal (1765 – 1830) zurück. Blumenthal war 1810 in den Besitz von Adamsdorf gekommen. Er benannte das Kruggehöft nach seiner Tochter und das Dorf Adamsdorf nach seinem Sohn Adam, der im Russland-Feldzug Napoleon Bonapartes fiel.

Mit dem Bau der Bahnstrecke („Lloyd-Bahn“) von Neustrelitz nach Rostock in den 1880er Jahren kam das Kruggehöft unter die Forstverwaltung und wurde von Forstarbeitern als Wohnhaus genutzt. Die Schenke wurde verpachtet.
1894 brannte das Forstarbeitergehöft vollständig nieder, wurde aber wiederaufgebaut. Die Schenke stellte 1910 ihren Betrieb ein. Letzter Schankwirt war ein Rachow. Das Anwesen wurde dann bis 1945 von zwei Forstarbeiterfamilien als Wohnhaus genutzt.
Aus dem Jahr 1926 datiert eine Liste der Einwohner. Im Forstarbeiterhaus lebten Forstarbeiter Karl Schwarz (*7.10.1876) mit seiner Frau Auguste (*19.10.1877) und Forstarbeiter Paul Prütz (*18.11.1881) mit seiner Frau Anna (*3.5.1887) sowie die verwitwete Altenteilerin Wilhelmine Müller (*8.8.1845).
Im Bahnwärterhaus wohnten der Bahnwärter Wilhelm Böttcher (*16.11.1886) mit seiner Frau Auguste (*22.8.1895) und Sohn Hans (*1.5.1916), dazu kamen Bahnwärter Max Langhoff (*25.6.1898) mit Ehefrau Martha (*6.4.1901) und Tochter Helene (*5.8.1922). Das Ehepaar scheint eine zweite Tochter gehabt zu haben, Frida (21.3.1923), deren Name in der Liste durchgestrichen ist. Im Bahnwärterhaus wohnte zudem noch der Altenteiler Hermann Rechlin (*18.12.1852).
Das Foto zeigt Kinder der Bewohner (?) des Bahnwärterhauses in den 1930er Jahren (Quelle: Archiv Ilse Hackert).

Noch heute zeugen einige wenige Mauerreste und Ziegel von Friederikenkrug. Auch eine mit dem Gemeinen Schneeball – eine schon im 19. Jahrhundert beliebte Gartenpflanze – bestandene Fläche zeugt von dem früheren Wohnplatz.
Wer einmal von Kratzeburg aus dorthin wandern möchte und vom Parkplatz am Käbelicksee aus startet, wandert zunächst in Richtung Langhagen auf der asphaltierten und später gepflasterten Straße, die teilweise auf dem ehemaligen Bahndamm gebaut wurde. Nach etwa einem Kilometer biegt die Straße in Richtung Langhagen ab. Unschwer ist dort der alte Bahndamm zu erkennen, der schnurgerade in den Wald hinein verläuft. Daneben markiert die alte Poststraße Richtung Neustrelitz den weiteren Wanderweg. Nach etwa zwei Kilometern öffnet sich für Wandersleute eine kleine Lichtung – das ist der Ort, an dem das ehemalige Kruggehöft und das Bahnwärterhaus standen.
Die Fotos wurden im Januar 2021 aufgenommen, sie zeugen vom Standort Friederikenkrugs und den Resten der Fundamente.

Quellen:
720 Jahre Peckatel – Brustorf. Broschüre zum Jubiläum. Zusammengestellt von Gisela Krull. Druck: Friedland.
Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Projekt Virtuelles Kulturlandschaftslaboratorium, Kartenausschnitt aus Messtischblatt 1888.
Einwohnerzahlen: Martinilisten der Kirchgemeinde Peckatel 1793 bis 1926.
Fotos: Hermann Behrens (2021)