Hartwigsdorf

Klein Vielen kam 1433 zur Hälfte in den Besitz der Familie von Peccatel, die andere war in der Hand einer Familie von Lauenburg, die 1450 ausstarb. Die von Peccatel wurden nun mit der gesamten Feldmark Klein Vielen belehnt. Über 200 Jahre blieb der Name dieses Adelsgeschlechts mit Klein Vielen verbunden. 1662 starb der letzte Lehnherr, Jürgen von Peccatel, und mit ihm starb das Geschlecht in Klein Vielen aus.
In der Folge wurden innerhalb weniger Jahre verschiedene Besitzer mit Klein Vielen belehnt.
1685 kaufte ein Heinrich von Erlenkamp das Gut von den Erben einer Margaretha von Goetze. Unter seiner Ägide wurde in Klein Vielen 1690 eine Glashütte errichtet, die sogenannte „Vielener Hütte“. 1702 erhält ein Johann Georg von Holsten den Lehnbrief über Klein Vielen und übernimmt die Glashütte, die wenige Jahre darauf den Betrieb einstellt.
Im Jahr 1748 schließt Wilhelm Otto von Hacke als neuer Gutsherr von Klein Vielen mit dem Hüttenmeister Ernst Friedrich Gundlach einen Vertrag über die erneute Anlage einer Glashütte auf dem Vielener Feld für die Dauer von sieben Jahren.
Als der Hüttenbetrieb wiederum eingestellt wurde, ließ der Gutsherr die abgeholzten Flächen in Ackerland umwandeln. Eine kleine Siedlung entstand in der Nähe des früheren Hüttenbetriebes. Aus der „Vielener Hütte“ entwickelte sich die Siedlung „Alte Hütte“. Wie lange die Bezeichnung „Vielener Hütte“ existierte, lässt sich noch nicht genau datieren. Der Name „Alte Hütte“ wird bereits vor der Mitte des 18. Jahrhunderts gebräuchlich.
Anfang des 19. Jahrhunderts erscheint der Ort in Lehnbriefen und Kaufverträgen bereits unter dem Namen Hartwigshoff, später Hartwigshof.
1805 verkauft Kammerherr Carl Hartwig von Plessen Klein Vielen an Gottfried Joachim Fick zu Glocksin und Johann Friedrich Fick zu Kuhstall. Im Kaufvertrag wird Hartwigshoff als Pertinenz und Meierei genannt.
1934 verkaufte der letzte Gutsherr von Klein Vielen, Freiherr Carl Johann von Kap-herr, Hartwigshof an die „Hof und Hufe Allgemeine Landsiedlungsgesellschaft m. b. H.“ in Klein Plasten (Das „Kern-Gut“ Klein Vielen verkaufte er 1937 an den Landwirt Herbert Bennecke).
Die Landgesellschaft „Hof und Hufe“ übernahm auch das Vorwerk Friederikenshof, das Teil des benachbarten Lehngutes Zahren war und zur Gemeinde Zahren gehörte.
Die beiden Vorwerke kamen zur Ansiedlung und wurden nach Aufteilung an 16 Siedlerfamilien vergeben. Jeweils sechs der Siedler kamen aus Mecklenburg und aus Niedersachsen, zwei aus Schleswig-Holstein, einer aus Westfalen und einer aus Bayern.
Aus der neuen Siedlung Hartwigshof wurde 1936 die eigenständige Gemeinde Hartwigsdorf. Heute ist Hartwigsdorf ein Ortsteil der Gemeinde Klein Vielen.

Literatur:
Hagemann, H.-J. 1998: Hartwigsdorf – von der Glashütte zum Bauerndorf. Die Geschichte eines mecklenburgischen Dorfes. Neustrelitz.
Krull, K. (o. J.): Das Bauerndorf Peccatel. In: Karbe-Wagner-Archiv. Nachlass Karlfried Krull. Signatur Ha 535.