Das untergegangene Dorf Stribbow

Stribbow wird 1274 erstmals  erwähnt und zwar in der Urkunde, mit der Fürst Nicolaus von Werle den Rittern Bernhard und Heinrich von Peccatel u. a. die Güter Lübkow, Zippelow, Hohen-Zieritz, Stribbow, Peccatel, Groß Vielen, Klein Vielen, Brustorf und Langhagen „mit aller Gerichtsbarkeit, allen Beden und Diensten, allen Freiheiten, Gerechtigkeiten und Kirchenlehen“ verlieh (MUB 2: 478).
Der Ortsnamensforscher Kühnel führte den Namen auf einen ersten slawischen Siedler zurück und deutete Stribbow als „Ort des Streba““ (Kühnel 1881: 139).
1408 wird Stribbow noch als Dorf bezeichnet. In dem Jahr verkaufte Vicke von Peccatel zu Prillwitz dem Ritter Joachim von Heidebreke zu Clempenow „de helfte des dorpes Strebbow mit alle syne thobehoringhe  mit alleme rechte“.
Danach findet sich keine schriftliche Quelle mehr. Daher ist nicht bekannt, wann das Dorf unterging, und im Gelände finden sich auch keine Zeugnisse. Wo genau der Ort lag, kann daher allenfalls anhand der Topographie des Geländes vermutet werden.
Teile der ehemaligen Feldmark des untergegangenen Dorfes  wurden irgendwann dem Gut Peccatel angegliedert (Krull o. J.: 6).
An den Ort Stribbow erinnert bis heute der „Stribbow See“, auf älteren Kartenwerken sind noch die Flurnamen „Auf dem Stribbow“, „Stribbow-Tannen“  und „Stribbow-Wiese“ verzeichnet.
Interessant ist, dass auf der Schmettauschen Karte von 1788 etwas nordwestlich von der Flurbezeichnung „Auf dem Stribbow“ ein Schriftzug „Alte Hütte Düsterhoff“ zu erkennen ist, der Standort einer ehemaligen Glashütte in der Nähe des Düsterhofs in der Nähe der Siedlung „Brüssdorf“ (heute Brustorf), die sich auf der Schmettauschen Karte ebenfalls findet. Hat es sich bei der „Alten Hütte Düsterhoff“ vielleicht auch um eine Ziegelei gehandelt? Im Herzoglich-Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender des Jahres 1804 findet sich unter der Aufzählung der Ritterschaften im Herzogtum auch das Gut Klein Vielen mit Liepen, Kuhstall (heute Adamsdorf) und „Brusdorf Z. Alte Hütte, Düsterhof“(Staatskalender 1804: 108). Was bedeutete das „Z.“? Beide Gebäude oder kleinen Siedlungsteile scheinen damals noch existiert zu haben.
Der Name „Düsterhoff“ wird verschiedentlich auch mit der „Peccatelschen [Glas-]Hütte“ und mit Brustorf selbst in Verbindung gebracht (Krull, o. J.). Die nur wenig früher als die Schmettausche Karte erschienene Wiebekingsche Karte von 1786 scheint dies zu bestätigen. Dort heißt es unter dem Ortsnamen „Brusdorff“ etwas kleiner gedruckt „Alte Hütte oder Düsterhoff“.
Die Flur selbst zeigt auf der Karte das gleiche Erscheinungsbild wie das naheliegende „Heide-Holtz“ – eine locker mit Gesträuch und Gestrüpp und wenigen Bäumen bestandene Fläche, was auf magere Sandböden hinweist. Vermutlich waren das ehemalige Ackerflächen, die nach langer Bewirtschaftung so nährstoffarm geworden waren, dass sich der Ackerbau nicht mehr lohnte. Auf dem Messtischblatt von 1884, also fast 100 Jahre später, sind auf der Fläche bereits Nadelbäume verzeichnet, ein Zeichen von Aufforstung. Die Bezeichnung „Alte Hütte Düsterhoff“ findet sich nicht mehr. Unterhalb der Flurbezeichnung „Auf dem Stribbow“ findet sich im Messtischblatt eine Wiese, nördlich von Peutsch, die noch heute mitten im Forst vorhanden ist und zum Gut Peckatel gehörte.
Es ist übrigens eine Sage überliefert, nach der im Stribbow-See weibliche Gottheiten wohnen (Wossidlo 1908).

Quellen
Herzoglich-Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalender. Schwerin 1804.
Krull, K. (ohne Jahresangabe): Das Bauerndorf Peccatel und die Ortschaften des Kirchspiels. Dokumente und Kommentare aus sechs Jahrhunderten von 1250 bis 1850. Nachlass Karlfried Krull im Karbe-Wagner-Archiv Neustrelitz, Signatur Ha 535: Das Bauerndorf Peccatel: S. 5–6.
Kühnel, P. 1881: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 46: 3-168.
Lisch, G. C. F. 1958: Ueber Chotibanz und Chutun. Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 23: 22-32.
Lisch, G.C.F. 1844: Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechtes Maltzan. Zweiter Band: 1331-1431. Schwerin: S. 478.
MUB = Verein für Meklenburgische Geschichte und Altertumskunde (Hg.) 1864: Mecklenburgisches Urkundenbuch, Band 2. Schwerin: 478. Urkunde 1317.
Wossidlo, R. 1908: Über die Erforschung der Rethrasagen. Mitteilungen Verband deutscher Verein für Volkskunde 8: 21—30. Im Internet unter: https://de.wikisource.org/wiki/Mitteilungen_des_Verbandes_deutscher_Vereine_für_Volkskunde_Nr._8

Kartenausschnitte:
Messtischblatt Hohenzieritz von 1884, Studienarchiv Umweltgeschichte an der Hochschule Neubrandenburg. Planarchiv.
Schmettausche Karte von 1788, Sec. XIII, Bibliothek der Hochschule Neubrandenburg, Planarchiv.
Wiebekingsche Karte von 1786: Universität Rostock,  Geoinformatik-Service, Peter Korduan.