Karlfried Krull (1928-2008)

Landwirt, Botaniker und Heimatforscher
Karlfried Krull wurde am 22. November 1928 in Ferbitz/Westprignitz als ältester Sohn des Bauern Willi Krull und dessen Ehefrau Frieda geboren. Vorfahren der Familie Krull bewirtschafteten bereits seit 1690 den Hof in Ferbitz.
Nach Abschluss der Volksschule lernte Karlfried auf dem elterlichen Hof, da sein Vater anerkannter Lehrausbilder war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Traktorist und später als Schlosser in einer Maschinen-und-Traktoren-Station (MTS). Danach erwarb er Abschlüsse als Agraringenieur/Fachrichtung Ökonomie und als Ingenieurpädagoge. Umzug von Brandenburg nach Mecklenburg. Zuletzt war Karlfried Krull in der LPG (Tierproduktion) Klein Vielen als Futterökonom beschäftigt.
In den 1960er Jahren begann er, sich autodidaktisch mit Botanik zu beschäftigen, Pflanzen zu sammeln, sie zu bestimmen, zu trocknen und eine systematische Sammlung, ein Herbar, anzulegen. Er schrieb botanische Beiträge, die er etwa im Botanischen Rundbrief im Bezirk Neubrandenburg, den Heimatheften für Mecklenburg-Vorpommern, im „Labus“ (Schriftenreihe des Naturschutzbundes in Mecklenburg-Strelitz) und in Tageszeitungen veröffentlichen konnte.
In den 1980er Jahren nahm er an den Kartierungsarbeiten für einen Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen in der DDR teil und bearbeitete die Flächen mehrerer Messtischblattquadranten. Das Gesamtwerk wurde 1996 unter dem Titel „Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschlands“ veröffentlicht. Karlfried Krull wurde darin im Mitarbeiterverzeichnis als Bearbeiter größerer Beiträge gewürdigt.
Sein umfangreiches Herbar mit ca. 4.000 Arten übergab er 2006 dem damaligen Müritz-Museum in Waren. Im Mai 2008 konnte sich Karlfried Krull von der sachgerechten Unterbringung in der wissenschaftlichen Abteilung des Müritzeums noch selbst überzeugen.
In den Wintermonaten beschäftigte er sich mit historischen und volkskundlichen Themen. So erarbeitete er eine Dorfgeschichte seines Heimatdorfes Ferbitz und veröffentlichte kleine volkskundliche Beiträge in der „Prignitzer Heimat. Magazin für die Westprignitz“.
In Peckatel widmete er sich zunehmend auch der mecklenburgischen Geschichte und Volkskunde. Er veröffentlichte unter anderem einen Aufsatz „Über den Gebrauch und Nutzen wild wachsender und kultivierter Pflanzen aus volkskundlicher Sicht“.
Seine umfangreiche historische Sammlung übergab er dem Karbe-Wagner-Archiv in Neustrelitz. In verschiedenen Ausgaben des heimatkundlichen Jahrbuchs des Klein Vielen e. V. und auf der Internetseite des Vereins wurden einige seiner nachgelassenen Manuskripte bzw. Auszüge daraus posthum veröffentlicht.
Karlfried Krulls Familie rettete Anfang der 1950er Jahre etwa zweieinhalb Meter Akten der einstigen westprignitzer Gemeinde Lütkenwisch aus dem 16. bis 20. Jahrhundert, die 1952 im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform in der DDR „vergessen“ worden waren. Diese Akten wurden 2013 auf Veranlassung von Karlfried Krulls Witwe Gisela Krull dem Kreisarchiv Perleberg übergeben.
Karlfried Krull starb am 16. Oktober 2008. Fast dreißig Jahre hatte er in Peckatel gelebt und gearbeitet, bevor er die letzten Lebensjahre zusammen mit seiner Frau Gisela Krull in Neustrelitz verbrachte.

Quelle
Krull, Gisela 2009: „Immer war ich darauf aus, etwas Neues zu entdecken …“. Karlfried Krull (1928–2008) – ein Lebensbild. In: Karbe-Wagner-Archiv. Neue Schriftenreihe des Karbe-Wagner-Archivs. Heft 7 (2009): S. 143–146.
Foto: Archiv G. Krull
Wir danken Frau Gisela Krull für die Genehmigung der Veröffentlichung!

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die gute Obrigkeit zu Klein Vielen. In: Mecklenburg-Strelitzer Kalender, Bd. 2006 (2005), S. 20-22
  • Über den Gebrauch und Nutzen wild wachsender und kultivierter Pflanzen aus volkskundlicher Sicht. In: Mecklenburg-Strelitz, Beiträge zur Geschichte einer Region, hrsg. Von F. Ernstling u.a. und vom Landkreis Mecklenburg-Strelitz anlässlich des 300. Jahrestages der Gründung des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz Bd. 2 (2002), S. 289-298
  • Mitarbeit an: Benkert, Dieter (Hg.): Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutschlands (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen). Gustav Fischer Verlag Jena, 1996
  • Gemeinde Klein Vielen, Landkreis Neustrelitz, Mecklenburg-Vorpommern. Friedland, Druckerei Steffen, 1993 (Faltblatt)
  • Alte mecklenburgische Obstsorten. In: Heimathefte für Mecklenburg-Vorpommern, Bd. 2  (1992) H. 3, S. 50-53
  • Vergleichende Untersuchungen an der Breitblättrigen Kuckucksblume. In: Labus, Bd. 6 (1976), S. 21-24