Eigentumsgeschichte zwischen Lieps und Havelquelle bis 1945
Im Forschungsprojekt „Reallabor Landschaft“ der Hochschule Neubrandenburg, deren Kooperationspartner der Klein Vielen e.V. ist, wurden die Grundeigentumsverhältnisse in den Dörfern zwischen Lieps und Havelquelle nachgezeichnet – ein wirklich sehr aufwändiges Unterfangen der beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Dr. Elisabeth Reim und Judith Böttcher. Dabei ging es vorrangig um das Gutseigentum. Hier können die vorläufigen Ergebnisse ihrer Forschungen studiert werden.
Sie zeigen, dass viele Güter manchmal in schneller Folge die Besitzer wechselten, vielleicht ein Hinweis auf die von der Natur gegebenen Voraussetzungen für eine einträgliche oder weniger einträgliche Land- und Forst- oder Waldwirtschaft.
Die Guts- und Grundherrschaft prägte die Orte zwischen Lieps und Havelquelle über Jahrhunderte.
Großherzöge, grundbesitzender Adel und Kirche waren (neben den Städten) bis 1918 die ökonomischen, sozialen und kulturellen Bestimmungsfaktoren der feudalen Gesellschaftsordnung – insbesondere in den Dörfern -, auch wenn im Laufe des 19. Jahrhunderts auch hier langsam die Bedeutung bürgerlicher Gutsbesitzer und Unternehmer wuchs. Es gab nur wenige Bauerndörfer.
Die letzten Herzogtümer in Mecklenburg entstanden mit der dritten Hauptlandesteilung 1701 . Seitdem gab es zwei beschränkt autonome Herzogtümer, das größere Mecklenburg-Schwerin, das in seiner Flächenausdehnung bis 1934 weitgehend unverändert blieb und das kleinere Mecklenburg-Strelitz.
1815, nach dem Ende der französischen Besatzung mit dem Sieg über Napoleon Bonaparte, wurden die Herzöge durch die Standeserhöhung im Zuge des Wiener Kongresses zu Großherzögen, die Herzogtümer zu Großherzogtümern.
Die Reste der Grenze zwischen diesen Großherzogtümern – zwischen dem Westufer des Tollensesees und Adamsdorf – wurden 2019-2020 in einem studentischen Projekt der Hochschule Neubrandenburg ermittelt, vermessen und in einer Ausstellung dargestellt.
Durch die Novemberrevolution 1918 wurden die Großherzogtümer zu Freistaaten, die 1934 zu Mecklenburg vereinigt wurden. Damit endete die Bedeutung der innermecklenburgischen Grenze, die heute immer noch Gemeindegrenzen markiert – zwischen Lieps und Havelquelle die zwischen den Gemeinden Klein Vielen und Hohenzieritz und zwischen Klein Vielen und Kratzeburg.
Die Eigentumsverhältnisse, die sich nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) herausgebildet hatten, blieben bis zur Bodenreform 1945 in Grundzügen weitgehend unverändert.
Aus Gutswirtschaften und Domänen wurden dann schrittweise Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) oder „Volkseigene Güter“ (VEG), die zur vorherrschenden Eigentumsform wurden. Nach diesem eigentumsrechtlichen „Intermezzo“ kehrte nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 das private Großgrundeigentum zurück – zum Teil in weit größerem Umfang als vor 1945 -, vor wenigen Jahren auch zwischen Lieps und Havelquelle, als die aus der LPG hervorgegangene „eingetragene Genossenschaft“ aufhörte zu existieren.
Die hier abgebildete Karte aus dem von Franz Engel bearbeiteten „Historischen Atlas von Mecklenburg“ wirft ein Schlaglicht auf die Besitzverhältnisse von 1797.