Die Sandmühle

Auf dem Weg von Peckatel nach Blumenholz zeigt eine scharfe Linkskurve an, dass die Fahrt nun für etwa einen Kilometer durch das Waldgebiet geht, durch das der Ziemenbach fließt.
Biegt man in der Kurve nach rechts ab, gelangt man auf den Weg zur Sandmühle. Eigentlich geht der Weg weiter in Richtung Neustrelitz, aber die Eigentümer der Sandmühle haben Schilder aufgestellt, mit denen signalisiert wird, dass Wanderer unerwünscht sind – leider!
An einem Bach, der bei Brustorf entspringt und sein Wasser über etwa 12 Kilometer über den Ziemenbach bis in die Lieps führt, klapperte einst nicht nur die Sandmühle, sondern auch die Hohenzieritzer Mühle, die beide die Energie des Wassers für den Antrieb ihrer Mühlenräder nutzten.
Die Sandmühle wurde im Jahre 1366 als Mühlenstandort erstmalig urkundlich erwähnt, und es ist nicht auszuschließen, dass an der Stelle bereits damals eine Wassermühle errichtet wurde.
Das noch vorhandene Mühlenhaus der Sandmühle wurde 1637 errichtet. Das Wohnhaus an der Sandmühle wurde etwa ein Jahrhundert später errichtet als die Mühle selbst.
1768 war die Mühle im Besitz des Herzogs Carl Ludwig Friedrich. Sie gehörte damals zum Amt Neustrelitz. 1821 zählte sie zu Blumenholz, gehört aber dem Mecklenburg-Strelitzer Kabinettsamt, das sie an den Müller Friedrich Foth verpachtet hatte. 1843 betrieb der Pachtmüller Heinrich Russow die Mühle, 1855 war es Adolph Will, 1875 der Mühlenmeister August Barteis, 1880 der Mühlenmeister Johann Schmidt und 1895 Pächter Stutzriem. 1897 übernahm Pächter Heinrich Wöllert den Mühlenbetrieb und 1900 dessen Sohn Helmut Wöllert. 1812 zerstörte ein Brand den Dachstuhl des Wohnhauses.
Zwischen 1876 und 1939 wohnten zwischen 6 und 14 (im Jahre 1939) Personen in der Sandmühle.

Um 1897 übernahm Heinrich Wöllert den Mühlenbetrieb. 1937 betrieb Erbpächter Wöllert neben der Wassermühle auch eine Gaststätte, die bis 1945 ein beliebtes Ausflugslokal war. Bis heute wohnen Nachfahren der Familie Wöllert in der Sandmühle.
Ab 1961 wurde die Mühle nur noch elektrisch betrieben, das Wasser hatte als Antriebskraft „ausgedient“. In einem Zeitungsartikel vom Januar 1990 heißt es: „Die Jahreszahl 1637 über der Tür läßt kaum ein gutes Ereignis und sicherlich nicht die Mühlengründung·vermuten; denn zu·jener Zeit herrschte der Dreißigjährige Krieg. Noch immer wohnen Menschen dort, der Stille wegen zweifellos beneidenswert. Das Getriebe im Mühlkeller steht aber seit langem still, eiserne Kegelräder mit stehender Welle und Stirnrad, keineswegs steinalt, jedoch bereits eine Rarität. Darüber zu ebener Erde ein riesiger Raum, für Korn- und Mehlsäcke bestimmt. Auf einer Empore im Hintergrund der Schrotgang, Läufer und Bodenstein unter einem Holzbottich, auch ‚Kühen‘ genannt, verborgen. Der Weizengang stand ursprünglich daneben. Ein galgenartiger Apparat mit riesiger Eisenzange diente zum Aufheben der zentnerschweren Steine, wenn die·stumpf gewordenen Mahlflächen geschärft werden mußten. Draußen, an der einstigen Wasserwand, die Trümmer des oberschlächtigen Mühlrads, das bis 1961 seinen Dienst tat. Die Anschaffungskosten des Elektromotors lagen unter dem Preis für ein neues Wasserrad.“
Bis 1975 wurde in der Sandmühle gemahlen, dann wurde der Betrieb eingestellt. Im „Katastrophenwinter“ 1978/79 brach das Mühlrad unter dem Druck von Schneemassen zusammen.
1995 wurde an der Sandmühle durch Mitarbeiter der IPSE Neustrelitz ein neues Wehr erbaut, mit dem das Wasser des Ziembaches gestaut und der fast verlandete Mühlenteich wieder aufgestaut werden sollte. Außerdem sollte das neue Wehr das Wasser des Ziemenbachtals regulieren, um die Qualität der Lebensräume für Tiere wie Bachneunaugen oder Eisvögel im gleichnamigen Naturschutzgebiet Ziemenbachtal zu gewährleisten.
An der Sandmühle steht die „Louiseneiche“, die seit 1972 als Naturdenkmal gesichert ist. Mit einem Stammumfang von heute 7,50 m gehört sie zu den stärksten und mit etwa 500 Jahren ältesten Eichen Mecklenburgs.

Quellen:
Archiv der Gemeinde Hohenzieritz, Ordner III/VIII, Mühlen
Kartenausschnitt Messtischblatt Hohenzieritz 1884: Studienarchiv Umweltgeschichte des Instituts für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. an der Hochschule Neubrandenburg. Planarchiv.
Foto Türsturz: Vanessa Götz, 2020.