Wüstung Peutsch

Ein Ort, der immer nur kurze Zeit bestandpeutsch-1_bearbeitet-1

Der kleine Ort Peutsch am nach ihm benannten Peutscher See tauchte 1408 unter dem Namen Poyweschk in einer Verkaufs-Urkunde auf, fiel jedoch bereits bald wieder wüst, denn schon Anfang des 16. Jahrhunderts ist nur von einer wüsten Feldmark die Rede.
Erst im 18. Jahrhundert gab es dort wieder einige Bewohner.
Im Kirchenbuch von Peckatel finden sich Namen von Menschen, die Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts dort gestorben sind: Die Einliegerfrau Christine Werlach verschied 1799 im Alter von 58 Jahren an „Auszehrung“, Tagelöhner Johann Roloff erlag 1801 48-jährig einer „Brustkrankheit“, Maria Schröder und Friedrich Schütt waren bei ihrem Tod immerhin beide 71, Witwe Beitz 72, Joachim Brandt 70 und Hirtenfrau Eva Claas ebenfalls 70 Jahre alt.peutsch-3_bearbeitet-2
Beim Maurergesellen Friedrich Keil, der nur 30 Jahre alt wurde, war 1799 „völlige Entkräftung nach schwerer Krankheit“ die Ursache für sein Dahinscheiden.
Die folgende Aufzählung von Sterbefällen zwischen 1793 und 1807 verweist eindrücklich darauf, dass die Menschen damals in Folge schwerer Arbeit und geringem Stand von medizinischer Versorgung und Hygiene oft nicht alt wurden: Dorothea Schmidt (21 Jahre),  Maria Dethloff (52), Amalie Dröge (28), Maria Pekatt (50), ein Kind der Fam. Schlag (16), Maria Brandt (25), Dorothea Töwe (6), Anna Sarnow (30), Johann Blohm (15).
Auch Unfälle führten zu Todesfällen: David Sasse fiel im Jahr 1800 auf dem Peutscher See aus dem Boot und ertrank. Er wurde 40 Jahre alt.
Die 16-jährige Christiane Roloff wurde in demselben Jahr von einem Ackerwagen überfahren. Die Schuld dafür wurde zwei Knechten gegeben.
Viele Kinder verstarben kurz nach ihrer Geburt – auch ein Hinweis auf die dürftigen medizinischen und sozialen Verhältnisse: Johann Würzburg, Sohn des Jägers, starb 1800 vier Wochen, nachdem er das Licht der Welt erblickt hatte, Johann Keil wurde nur ein Jahr alt und Johann Schoen, ebenso wie Friedrich Haage, lebten nur sechs Monate, Anna Hagge 17 Tage und Friedrich Arte 14 Tage.
In der 1857 erschienenen ersten Auflage der „Mecklenburgischen Vaterlandskunde“ von Wilhelm Raabe (1808-1858) wurde Peutsch noch als „Hof mit 32 Einw[ohnern]“ angeführt.
Auf der Wiebekingschen Karte von 1786 sind zwei Hofkomplexe zu erkennen, auf dem Messtischblatt von 1884 noch ein Hof mit zwei Gebäuden am Ufer des Peutscher Sees erkennbar.
Der Ort wurde allerdings bereits 1883 abgesiedelt, wie aus der Abschrift eines Zeitungsartikels von 1967 hervorgeht (s. Abb.)
1894 gab Gustav Quade eine neu bearbeitete und aktualisierte Ausgabe von Raabes „Mecklenburgische Vaterlandskunde“ heraus, und über Peutsch schrieb er, dass keine Gebäude mehr vorhanden seien. „Der gesammte Grund und Boden ist mit Tannen angesamt.“ Der Überlieferung nach fiel Peutsch 1883 oder 1884 wüst.
Heute erinnern ein Gedenkstein und eine Linde an den untergegangenen Ort. Die beiden Erinnerungszeichen wurden im Jahre 2003 gesetzt bzw. gepflanzt.

Quellen:
Krull, K. (o.J.): Das Bauerndorf Peccatel und die Ortschaften des Kirchspiels. Manuskript. Karbe-Wagner-Archiv, Signatur Ha 535.
Krull, K. (o.J.): Sterbefälle und Todesursachen in den Ortschaften des Kirchspiels Peccatel 1793 -1808. Manuskript. Karbe-Wagner-Archiv, Signatur Ha 507.
Lisch, G.C.F. 1844: Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechtes Maltzan. Zweiter Band: 1331-1431. Schwerin: S. 478.
Raabe, W. 1857: Mecklenburgische Vaterlandskunde. Erster Band Specielle Orstkunde beider Großherzogthümer Mecklenburg. Wismar. [Zweite Auflage bearb. von Gustav Quade. Wismar 1894: S. 1090].
Sellmann, A. 1967: Eine untergegangene Ortschaft. Über eine interessante Örtlichkeit in dem Brustorfer Forst. Freie Erde vom 24.8.1967.
Kartenausschnitte aus Wiebekingsche Karte 1786 und Messtischblatt 1888: Universität Rostock, Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät, Geoinformatik-Service.