Die Ziegelei in Brustorf

Eines der letzten Zeugnisse der
„Industriegeschichte“ des Maltzanschen Gutes in Peckatel steht zwischen Peckatel und Brustorf.
Bis 1929 existierte an der Stelle eine Ziegelei, die zusammen mit einem Sägewerk und einer Kartoffelflockenfabrik einen kleinen „Industriepark“ darstellte. Die Ziegelei firmierte unter dem Namen „Ziegelwerk Brustorf G.m.b.H.
Um die Wende zum 20. Jahrhunderts war ein Rahn Verwalter des Betriebes, ab 1918 Wilhelm Graupmann.
Der Geologe Eugen Geinitz beschrieb in seiner „Geologie Mecklenburgs“ einst die Bodenverhältnisse in Brustorf:
„Sehr interessante Lagerungsverhältnisse zeigen die Tongruben der Ziegelei Peckatel: Während früher dicht an der Endmoräne grauer Geschiebemergel abgebaut wurde, hat die etwas nördlich davon angelegte neue Ziegelei auch Diluvialton (mit Sandbedeckung) unter Geschiebemergel angefahren. Diese Sedimente zeigen starke Störungen in Gestalt von Verwerfungen und schollenartigen Verschiebungserscheinungen (bei denen der Ton wohl in fest gefrorenem Zustande war). Moränenblocklehm und -kies bedecken das Ganze und greifen auch buchtenförmig ein“ (Geinitz 1922: 89).

Weihnachten 1929 brannte der Komplex ab. In der „Landeszeitung“ vom 26.12.1929 war zu lesen:
„Das Großfeuer brach gegen 5 Uhr morgens aus. Bald standen die Kartoffelflockenfabrik und das Dampfsägewerk in Flammen. Die dort lagernden Holzvorräte boten dem Feuer reichlich Nahrung. Die Feuerwehren aus Penzlin, Hohenzieritz und Peckatel eilten herbei, die Penzliner Wehr mit ihrer Motorspritze. Aber auch die vereinten mit aller Energie arbeitenden Kräfte waren dem verheerenden Brande gegenüber machtlos. Der starke Wind trieb die Flammen über den gesamten Gebäudekomplex und äscherte ihn vollständig ein. Außer einigen Bretterstapeln und wenigen ungeschnittenen Tannen blieben nur die beiden riesigen Schornsteine übrig, die aus dem Trümmerhaufen als Wahrzeichen der früheren Arbeitsstätten hervorragen.“

Als Ursache für den Brand wurde damals Brandstiftung angenommen. Der Fall blieb ungeklärt.
Ende der 1950er Jahre wurden Reste der Gebäude „in freiwilligen Arbeitseinsätzen“ abgebrochen.ziegelei-brustorf-2
Das Foto oben zeigt die Ruine des Ziegeleigebäudes in dieser Zeit (Quelle: Archiv G. Krull). Das noch brauchbare Material wurde in Schuppen und anderen Gebäuden und Bauschutt im Landweg nach Hohenzieritz  „verbaut“. Die Reste eines der beiden Schornsteine (Foto: H. Behrens) zeugen bis heute von der kurzen Industriegeschichte des Maltzanschen Gutes. Die Ziegel in den Fassaden einiger älterer Häuser in der Gemeinde geben noch heute Kunde von der örtlichen Ziegelbrennerei.

Ziegeleien gab es im Brustorfer Gebiet bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, bei denen es sich vermutlich um Feldziegeleien handelte. Im Herzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender der Jahre 1795 und 1796 wird eine Ziegelei in Brustorf, 1804 eine dort und zusätzlich bei der „Peccatelschen Hütte“ verzeichnet.
Ein Ziegler namens Ernst Bünger lebte Anfang des 19. Jahrhunderts in Brustorf. In einem Heiratsregister wird unter dem 22. Oktober 1819 die Heirat seiner Tochter Hanna Bünger vermerkt (Schubert 1999: 344).
Zwischen 1820 und 1879 finden sich im großherzoglichen Staatskalender keine Hinweise mehr auf eine Ziegelei in Brustorf, was aber keine Gewähr dafür ist, dass es keine mehr gab. Denn im Jahr 1846 wird in den Martinilisten des Kirchspiels Peckatel unter „Peckatelsche Ziegelei“ ein Ziegler Ruwoldt  mit einem Gesellen genannt. 1869 und 1870 bewirtschaftet ein Pächter Pleß sowohl den Brustorfer Krug als auch die Ziegelei.

Erst im Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Staats-Kalender über das Jahr 1880 wird wieder eine Ziegelei in Brustorf verzeichnet, bei der es sich um eines der damals neu gebauten und 1929 abgebrannten Gebäude handelte.

Quellen:
Geinitz, E. 1922: Geologie Mecklenburgs. mit geologischer Übersichtskarte von Mecklenburg. I. Teil: Diluvium und Alluvium (Quartär) Rostock.
Herzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender. Schwerin. Verschiedene Jahrgänge.
Schubert, F. 1999: Kopulationsregister aus mecklenburgischen Kirchenbüchern von 1801 bis 1825, Teil A, 2. Lieferung: Waren – Penzlin. Kitzingen.
LHA Schwerin, Martinilisten des Kirchspiels Peckatel, verschiedene Jahre zwischen 1794 und 1871.
Kartengrundlage für die Skizze:
Kreisarchiv Mecklenburgische Seenplatte, Signatur 1456-7-2: Karte von einem Teile der Feldmark Peckatel mit Brustorf, Amt Waren, Stand 1929 (vor dem Brand)