Eine Ziegelei wurde in der Gutswirtschaft Klein Vielen bereits um 1757 betrieben. Auf der damals von C. Seemann gezeichneten Directorialvermessungskarte findet sich eine Flurbezeichnung „Bey der Ziegel-Kuhl“. Dort wurden die Rohstoffe offenbar gewonnen und für den Brand bearbeitet. Ein Weg, der früher von Klein Vielen direkt nach Zahren führte, wird noch heute als „Teigelweg“ bezeichnet. Dort, wo er heute als Sackgasse endet, befand sich auf der rechten Seite am Rande einer Senke der Standort dieser Ziegelei.
Die Ziegelei Klein Vielen erscheint zwischen 1821 und 1837 unter den versicherten Gebäuden in den jährlich aktualisierten Brandversicherungs-Policen, die der damalige Gutsherr Eduard Jahn auf Klein Vielen, damals noch minderjährig und durch seinen Vormund E. Gundlach vertreten, bei der Ritterschaftlichen Brandversicherungsgesellschaft abgeschlossen hatte.
1821 wird „die erst neu erbaute 150 Fuß lange 40 Fuß tiefe Ziegelscheune, welche von Kiefern Holtze und mit einem Strohdach an der Grentze der Feldmark in einer bedeutenden Entfernung von 51 ½ Fuß vom Ziegelofen erbaut worden“ erstmals erwähnt.
1834 wird der Bau in den Unterlagen etwas anders beschrieben:
„Eine Ziegelscheune, von Eichen-Holz, mit Stroh und Steinen gedeckt, an der Grenze der Feldmark und in einer Entfernung von 52 Fuß vom Ziegelofen liegend.“
1835 findet sich der gleichlautende Eintrag und auch im Jahr 1837 war er zunächst verzeichnet, wurde dann aber vom federführenden Vormund des noch minderjährigen Eduard Jahn durchgestrichen (LHA Schwerin, Sign 460, Bl. 65, 84 und 122).
Vormund Gundlach begründete dies so: „In Erwiderung auf die sehr geehrte Zuschrift […] bemerke ich hiermit folgendes. Schon seit vielen Jahren ist in den Policen über die Versicherung der Kl. Vielenschen Gebäude die an der Grenze der Feldmark belegene freystehende Ziegelscheune mit aufgeführt, und dabei bemerkt, daß dieselbe 50 Fuß vom Ziegelofen entfernt sey. Die Statuten der Brandsocietät waren nicht genau zur Hand genommen und daher in den früheren Jahren […] nicht moniert worden, so wurde dieser Punkt bey der jetzigen Ausfertigung […] übersehen.
Ich habe dies Gebäude in den Policen nunmehr gänzlich gestrichen […]“ (LHA Schwerin, Bl. 114).
Die Statuten ließen nämlich die Versicherung eines Gebäudes, das so nahe an einer brandgefährlichen Feuerstätte gebaut worden war, nicht zu.
Nun war die Scheune zwar nicht mehr versichert, aber die Produktionsstätte lief weiter. Im Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinschen Staatskalender über das Jahr 1850 wird die Ziegelei noch aufgeführt (Staats-Kalender 1850: 110). Danach verlieren sich ihre Spuren. In den Martinilisten von 1870 und 1871 werden keine Ziegler mehr genannt. Da sich auf späteren Karten wie dem Messtischblatt von 1884 nichts mehr findet, ist anzunehmen, dass der Ziegeleibetrieb in den Jahren nach 1850 aufgegeben wurde.
In den Akten ist – wie erwähnt – nur von einer Scheune und dem Ziegelofen die Rede, nicht von einem Wohnhaus. Die Ziegelhandwerker wohnten daher – wie aus den Archivalien hervorgeht – entweder in Klein Vielen oder Hartwigshof.
In einem Heiratsregister taucht unter dem 9. Mai 1766 als Klein Vielener Einwohner beispielsweise der Ziegler Hans Jürgen Neumann auf, der damals eine Ilsabe Rahn heiratete (Schubert 1991: 416).
In den Martinilisten für das Kirchspiel Peckatel findet sich im Jahr 1804 der Hinweis, dass in Klein Vielen ein Ziegler Weiland wohnte. 1821 und 1822 wird ein Ziegler Below in der Liste der Einwohner der Meierei Hartwigshof verzeichnet, 1827 bis 1832 ein Ziegler Lüdecke in Klein Vielen. Below ziegelte zwischendurch wohl in der Ziegelei Adamsdorf, 1834 bis 1838 erscheint der Name Below dann wieder unter den Einwohnern von Hartwigshof, 1836 findet sich bei ihm die Ergänzung „…arbeitet als Tagelöhner“. 1839 und auch 1843 notiert der damalige Peckateler Pastor Nahmacher, dass Below in der Ziegelei wohnte – ein Hinweis auf zwischenzeitliche Schaffung von Wohnraum? – und keinen Gesellen hatte. 1846 ist er immer noch dort, nun mit einem Gesellen.
Quellen:
Carte von den Hoch Adlichen Gute Kleinen Vielen nebst den Meyerhoff Alte Hütte, gezeichnet von C. Seemann1757. LHA Schwerin, Sign. LHA S-2017-100-001.
Großherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender. Schwerin 1850.
LHA Schwerin, 3.2-4 Ritterschaftliche Brandversicherungsgesellschaft, Nr. 460, Bl. 65, 84, 122 und 114.
LHA Schwerin, Martinilisten des Kirchspiels Peckatel, verschiedene Jahre zwischen 1794 und 1871.
Schubert, F. 1991: Kopulationsregister aus mecklenburgischen Kirchenbüchern von 1751 bis 1800, Teil A, 3. Lieferung: Penzlin. Göttingen.