Die Kapelle in Klein Vielen und die Familie Jahn

Die Kapelle auf dem Gemälde Ludwig Streitenfelds (1921) und 2016.

Der Name Jahn trat 1815 in die    Geschichte
Klein Vielens ein.
Am 6. Oktober 1815 erhielt Rudolph Jahn (1758-1829), ehemals „königlich westphälischer Prokurator, Erb- und Gerichtsherr“, von Friedrich Franz I., „Großherzog von Mecklenburg, Fürst zu Wenden, Schwerin und Ratzeburg, auch Graf von Schwerin“, den Lehnbrief für das Gut Klein Vielen. Jahn hatte es am 13. April 1815 gekauft.
Rudolph Jahn war mit Maria Dorothea Johanna Brunow (18.9.1783-20.3.1853) verheiratet, mit der er drei Kinder hatte: Tochter Ida Carolina (27.6.1807-29.8.1878) und Hermann (4.12.1809-1890), brachte das Ehepaar bereits mit nach Klein Vielen.
Beide Kinder wurden in Köritz, einem kleinen Dorf bei Neustadt an der Dosse, geboren. Rudolph Jahn bewirtschaftete dort neben seinem Beruf als „Justizkommissarius und Notar“ ein Freigut. Seine Ehefrau war vor der Heirat seine Wirtschafterin.

© Katharina Kröll

Nach dem Kauf des Gutes und Umzug nach Klein Vielen wurde ihnen dort am 6.3.1816 noch ein zweiter Sohn, Eduard Rudolph, geboren.
Dieser, und nicht der älteste Sohn Hermann Jahn, übernahm am 17.9.1835 als 19-jähriger die Bewirtschaftung des Gutes Klein Vielen.
Eduard Rudolph heiratete am 22.5.1838 Johanna Theodora Friederike Kortüm, die am 5.11.1817 in Waren/Müritz geboren wurde und deren Familie in Neustrelitz wohnhaft war. Ihre Eltern waren der Medizinalrat Wilhelm Theodor Siegfried Kortüm (1785–1858) und Johanna Maria Elisabeth (geb. Müller). Diese war eine Tochter des Penzliner Pastors Ludwig Müller (1754–1816) und dessen Frau Anna Regina, geb. Pfuhl (geb. 1767), die Tochter eines Apothekers in Penzlin war.

Das Buch über die Kapelle und die Familie Jahn

Sein Bruder Hermann Jahn verheiratete sich am 3.4.1844 in der Kirche zu Peckatel mit Charlotte Luise Auguste Hahn. 1835 wird er als „Erb- und Gerichtsherr“ des zum Gut Klein Vielen gehörenden Nebengutes Langhagen genannt. Später verzog er nach Berlin, wo er am 29. August 1890 starb.
Der Gutserbe von Klein Vielen, Eduard Rudolph Jahn, verlor seine Frau sehr früh. Sie starb am 18.7.1850 in Klein Vielen nach der (Tot-) Geburt ihres achten Kindes Sophia Theodore Albertine (geb. 14.7.1850, gest. 14.7.1850) im Kindbett.
Zuvor hatte sie einen Sohn und sieben Töchter geboren: Maria Anna Theodora Hermine Luise (geb. 20.8.1840), Ida Sophia Anna Hermine (geb. 30.8.1841), Emma Friederike Auguste (geb. 6.8.1843), Ida Friederike Wilhelmine Auguste (geb. 1.10.1844), Rudolph Theodor Hermann Carl (geb. 14.1.1846), Olga Friederike Auguste Caroline (geb. 11.1.1847), Luise Anna Pauline (geb. 27.8.1849) und Sophia Theodore Albertine (geb. 14.7.1850, gest. 14.7.1850).
(Auch Eduards Bruder Hermann und seine Frau Auguste mussten im Jahr 1850 einen Schicksalsschlag hinnehmen, denn ihr drittgeborenes Kind „Bübchen“ starb am 16.3.1850 ebenfalls am Tag seiner Geburt.)
Zu Ehren seiner verstorbenen Frau Johanna und seines Kindes Sophia ließ Eduard ab 1851 auf dem Klingenberg nahe dem Gutspark eine Begräbniskapelle errichten, deren Architekt mit aller Wahrscheinlichkeit der Hofbaumeister im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, Friedrich Wilhelm Buttel, war (siehe oben das Foto aus dem Jahr 2016 und daneben den Ausschnitt aus einem Gemälde von dem ehemaligen Hofmaler im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz Ludwig Streitenfeld, 1921).

Die Kapelle im Dezember 2022

Eduard Jahn heiratete bald wieder. Seine zweite Ehefrau Emma Ida Amalia war eine geborene Klooß (geb. 1828) und mit ihr hatte er vier weitere Kinder:
Martha Luise Johanna Maria (geb. 19.7.1855), Hermann Eduard (geb. 13.8.1857), Fernanda Ulla Anna Maria (geb. 10.1.1861) und Friedrich Ludwig (geb. 7.2.1866).
Bis 1880 blieb Eduard Jahn Eigentümer des Gutes Klein Vielen. Da keiner seiner Söhne das Gut übernehmen wollte, verkaufte er es am 6. September des Jahres an einen Freiherrn Carl Johann von Kap-herr. Eduard Jahn verzog nach Rostock und starb dort am 19.8.1890. In Rostock lebten auch einige seiner Kinder und Verwandte seiner ersten Frau Johanna, geb. Kortüm. Ein H[ermann] Kortüm arbeitete seinerzeit in Rostock als Rechtsanwalt.

Autor (Text und Fotos) und Kontaktadresse:
Prof. Dr. Hermann Behrens
Institut für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. an der Hochschule Neubrandenburg
E-Mail: behrens@hs-nb.de